Wissenschafter: „Plan“ der FPÖ gefährdet Versorgung der Bevölkerung (Mediengespräch, 13.06.2024)

Die FPÖ schlägt vor, dass die Einwanderung nach Österreich umgedreht wird und Migrantinnen und Migranten sowie ihre Kinder und Enkel möglichst das Land verlassen. Dafür wurde früher der Begriff „Minus-Zuwanderung“  und wird heute mit „Remigration“  ein von Rechtsextremen verbreiteter Begriff verwendet.

Das von Diskurs. Das Wissenschaftsnetz organisierte Mediengespräch beschäftigt sich aus wissenschaftlicher Perspektive mit der Frage, welche Folgen die Umsetzung eines solchen Vorhabens hätte. Wie wären Österreichs Wirtschaft und Bevölkerung davon betroffen? Und welche Schlussfolgerungen können bezüglich der Folgen aus historischer Perspektive in diesem Zusammenhang gezogen werden?

Die Auswertung von Arbeitsmarktdaten an der Universität Wien ergibt ein klares Bild: In einzelnen Branchen wäre die weitere Geschäftstätigkeit nicht mehr möglich. So haben in der Gebäudereinigung und -betreuung, im Hotel- und Gastgewerbe und in der Arbeitskräfteüberlassung mehr als die Hälfte der unselbständig Beschäftigten keine österreichische Staatsbürgerschaft. Dazu kommen viele eingewanderte Personen und ihre Kinder, die eine österreichische Staatsbürgerschaft angenommen haben.

Für Wien hätte die Umsetzung des FPÖ-Vorhabens besonders dramatische Folgen: Die überwiegende Mehrheit der Erwerbstätigen im Bauwesen, im Hotel- und Gastgewerbe und in sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (wie etwa Gebäudereinigung) hat „Migrationshintergrund“, d.h. beide Eltern sind im Ausland geboren. Ohne sie kämen der Wohnungs- und U-Bahnbau, der Tourismus und das Ausgehen am Abend zum Stillstand, Gebäude würden nicht mehr gereinigt. Aber auch der Handel und das Gesundheits- und Sozialwesen könnten ohne sie nicht aufrechterhalten werden. Die Versorgung der Bevölkerung wäre also nicht mehr möglich.

In diesem Zusammenhang ist aber auch eine historische Perspektive interessant: Wozu haben das Ziel des „Aussortierens“ und massenhafte herkunftsbedingte Ausweisungen in der Geschichte geführt? Historische Forschungen zeigen, dass es zu einer immer weiter gehenden Radikalisierung gekommen ist, die bald missliebige Gruppen in der „eigenen“, zunächst noch nicht als fremd definierten Bevölkerung betroffen hat. Insofern liegt der Schluss nahe, dass die rechtsextreme Vision der „Remigration“ (hinter der auch ein Missbrauch dieses Begriffs steckt) letztlich einer ethnischen Säuberung gleichkäme.

Zu diesen Problemstellungen werden zwei renommierte Wissenschafter aus historischen und sozialwissenschaftlichen Blickwinkeln evidenzbasierte Analysen präsentieren.

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INPUTS:

Manfred Krenn

Diskurs. Das Wissenschaftsnetz