AUA-Rettung ist heftig umstritten

Pressemitteilung
09. Juni 2020

Etwas durchwachsen sieht die für die wissenschaftliche Arbeitsgruppe rund um den Prof. Ulrich Brand vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien die Analyse des AUA-Rettungspaketes aus. So zeigte man sich erfreut, dass damit Arbeitsplätze gesichert werden, die qualitativ hochwertiger und besser bezahlt sind, als beispielsweise jene bei Laudamotion/ Ryanair. Auch neue Anti-Dumping-Regeln, die Erhöhung der Flugticketabgabe für Kurzstrecken und das Eintreten der AUA für einen Branchen-Kollektivvertrag sind positiv zu bewerten. Kritisch wird jedoch der nicht rückzahlbare Zuschuss von 150 Millionen Euro gesehen. „Hier machen die österreichischen Steuerzahler*innen dem Lufthansa-Konzern ein Riesengeschenk, ohne dass die Gegenleistung klar ersichtlich ist. Weder kann der österreichische Staat damit strategische Entscheidungen mitbeeinflussen, noch sind die ökologischen Vorgaben klar genug definiert“, so Prof. Ulrich Brand in einer ersten Stellungnahme.

Damit wurde auch die Chance vertan, die AUA zu einem umfassenden Mobilitätsdienstleister umzuformen. Was damit gemeint ist erklärt Dr. Heinz Högelsberger folgendermaßen: „Wenn sich ein Kunde zu einem Flug entschlossen hatte, so buchten diesen und die Austrian Airlines führten diesen Transport – mit besseren Service und mehr Komfort als die meisten anderen Carrier – durch. Als Mobilitätsdienstleister wäre es Hauptaufgabe, die Kunden von A nach B zu bringen; und zwar inklusive „erster und letzter Meile (= Abholung), Übernachtungsbuchung usw. Knowhow, gutes Service würde im Vordergrund stehen; und nicht die bloße Beförderung in einem Flugzeug“. Für Kurzstrecken würde dann die Bahn gebucht werden (z.B. bei Reisezeiten bis zu acht Stunden). Hubfunktion würde nicht mehr bedeuten von einem Flugzeug in ein anderes umzusteigen, sondern z.B. vom Langstreckenflug in die Bahn. Der Nachweis für den möglichst klimaschonendste Verkehrsmittelwahl müsste erbracht werden. Fluglinien haben eine Meisterschaft darin, Sitzplätze optimal auszulasten und mit komplexen Tarifmodellen für bestmögliche Erträge zu sorgen. Dieses Knowhow – das sogenannte Yield Management – könnte auch in anderen Bereichen und Anwendungsformen eingesetzt werden. Dasselbe trifft für die Vielsprachigkeit der AUA-Beschäftigten zu.

Wie wenig die Flugbranche aus der Corona-Krise in Sachen Ökologie gelernt hat, zeigt der Flugplan des Flughafen Wien-Schwechat für Dienstag, den 8. Juni 2020: Mehr als die Hälfte der Abflüge gingen ins benachbarte Deutschland bzw. die Schweiz. „Schon wieder werden bevorzugt Ziele angeflogen, die auch mit der Bahn erreichbar wären, so Dr. Alexander Behr abschließend.