Wissenschafter:innen rufen zum eXit auf (Presseaussendung, 29.11.2024)
Expert*innen
Ernest Aigner, Wirtschaftsuniversität Wien
Alexander Behr, Universität Wien
Ulrich Brand, Universität Wien
Helga Kromp-Kolb, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)
Melanie Pichler, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)
Sigrid Stagl, Wirtschaftsuniversität Wien
Hendrik Theine, Wirtschaftsuniversität Wien
Kontakt für Rückfragen
Alexander Behr
Diskurs. Das Wissenschaftsnetz
+43 650-34 38 37 8
alexander.behr@univie.ac.at
Pressemitteilung
29.11.2024
In einem offenen Brief appellieren aktuell 128 Wissenschafter:innen von 34 Institutionen an die Leitungen österreichischer Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen, ihre Aktivitäten auf X (ehemals Twitter) einzustellen. Diskurs. Das Wissenschaftsnetz lässt in einer aktuellen Presseaussendung die Initiatator:innen des offenen Briefs zu Wort kommen. Sie argumentieren, warum ein X-Ausstieg wissenschaftlicher Einrichtungen aus ihrer Sicht ein Zeichen für evidenzbasierte und ethische Kommunikation setzt und dabei hilft, die toxischen Netzwerkeffekte sozialer Medien zu durchbrechen.
[Wien, 29.11.2024] Im Gefolge der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten haben zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens, darunter viele Wissenschafter:innen, Journalist:innen und Kunstschaffende sowie eine Reihe von Institutionen wie die britische Zeitung „Guardian“ die Plattform X verlassen. Auch die Uni Wien hat ihre Kommunikation auf X bereits eingestellt. Eine Reihe österreichischer Wissenschafter:innen schließt sich ihnen nun in einem offenen Brief an und appelliert an die Leitungen österreichischer Wissenschaftseinrichtungen, sich von X zurückzuziehen.
„Seit der Übernahme von Twitter durch den Tech-Milliardär Elon Musk hat sich Twitter von einem Raum des Dialogs zu einem Raum für Sensationsgier, Desinformation und Feindseligkeit entwickelt“, so Ernest Aigner, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der WU Wien und Mitinitiator des offenen Briefs. „Musk ist Mitglied der designierten US-amerikanischen Regierung und nutzt seine Kontrolle über X nachweislich zur Verfolgung eigener politischer und ökonomischer Interessen. Das untergräbt die Neutralität und Integrität der Plattform“, schließt Co Initiator Alexander Behr von der Uni Wien an.
Eine Studie der Queensland University of Technology zeigt, dass republikanisch ausgerichtete Accounts seit Mitte Juli 2024 hinsichtlich Sichtbarkeit, Retweet-Zahlen und Nutzerinteraktion allgemeine Trends auf X deutlich übertroffen haben.
„Für wissenschaftliche Einrichtungen gibt diese Entwicklung Anlass zur Sorge. Sie tragen die Verantwortung, den öffentlichen Diskurs, demokratische Werte und einen wissensbasierten Dialog zu fördern“, sagt Helga Kromp-Kolb von der BOKU: „Indem Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen ihre digitale Präsenz auf ethisch fragwürdigen Plattformen wie X fortsetzen, riskieren sie, die Glaubwürdigkeit ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu untergraben und den Ruf ihrer Mitarbeiter:innen nachhaltig zu schädigen“, fügt Melanie Pichler, Mitinitiatorin und ebenfalls von der BOKU hinzu. „Eine Abkehr von X zeigt, dass Sie die Prinzipien der Wissenschaft und ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft ernst nehmen.“, sagt Ulrich Brand, Professor für Internationale Politik an der Uni Wien. „Die Uni Wien hat mit ihrer Abkehr von X einen wichtigen Schritt getan. „Österreichische Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen haben nun die Chance – und die Verantwortung – es der Uni Wien gleichzutun und Teil dieser Bewegung zu werden“, schließt die WU-Professorin Sigrid Stagl an.
„Die unterzeichnenden Wissenschafter:innen werden wir spätestens mit 28. November 2024 ihre Aktivitäten auf X einstellen und fordern alle wissenschaftlichen Einrichtungen und Arbeitsbereiche in Österreich auf, diesen Schritt mit uns zu gehen. Setzen wir ein Zeichen für evidenzbasierte und ethische Kommunikation und durchbrechen die toxischen Netzwerkeffekte sozialer Medien!“, schließt Hendrik Theine von der WU Wien.